Wildwiese anlegen: Pflanzenreichtum und Tiervielfalt im eigenen Garten

Wildwiese anlegen

Schließen Sie mal die Augen und stellen Sie sich einen Sommerspaziergang vor, bei dem Sie über eine herrliche wilde Blumenwiese spazieren. Den Duft der vielen unterschiedlichen Blumen schnuppern und die vielen Insekten beobachten, die sich dort tummeln. Eine herrliche Vorstellung, oder? Und genau solch eine Wiese wäre doch eine wunderbare Abwechslung im eigenen Garten. Was meinen Sie?

Leider findet man die Wildblumenwiese noch viel zu selten in heimischen Gärten. Dabei ist sie die natürlichste aller Wiesen überhaupt, sieht hübsch aus, hat einen großen Pflanzenreichtum, zieht viele Tiere an und ist mal was anderes. Einen geschniegelten Rasen haben ja die meisten und sicherlich ist dieser auch praktisch und macht was her. Aber: Eine Wildwiese ist schon ein ganz anderes Kaliber. Sind Sie auf den Geschmack gekommen? Dann lassen Sie uns doch zusammen eine Wildwiese anlegen!

Wildblume
© cane Phacelia, auch Bienenfreund genannt, bietet Nahrung für Insekten.

Wildwiese anlegen – 3 gute Gründe

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, warum Sie sich ausgerechnet eine Wildwiese anlegen sollten. Nun, dafür gibt es 3 echt gute Gründe:

  1. Eine Wildwiese hat unzählig viele blühende Gräser und Stauden und ist so um ein Vielfaches attraktiver, als eine Rasenfläche.
  2. Während auf einem gepflegten Rasen kaum Tiere zu finden sind, tummeln sich auf einer blütenreichen Wildwiese unzählig viele Insekten und somit auch insektenfressende Tiere wie Igel oder Vögel. Damit leistet die Wildwiese einen wichtigen Teil für die Ökologie.
  3. Wer einen gewöhnlichen Rasen hat, der muss diesen regelmäßig mähen, die Kanten schneiden, Unkraut jäten, vertikutieren und gießen. Das alles fällt bei einer Wildwiese gar nicht oder nur in einem geringen Umfang an, weswegen diese einen sehr geringen Pflegeaufwand hat.

Wildwiese anlegen – die 3 Wildwiesenarten

Bevor es losgeht, steht die Vorbereitung an. Es gibt 3 verschiedene Wildwiesenarten. Jede hat andere Merkmale und Bedürfnisse:

Magerwiese
– Besonders artenreich
– Wächst auf stickstoffarmen Böden
– Dieser Typ ist geprägt von Kraut- und Halbstrauchpflanzen
– Wiese wird nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht
– Eine Düngung erfolgt selten

Fettwiese
– Weniger Artenreich als eine Magerwiese
– Wächst auf nährstoffreichen Böden
– Dieser Typ ist geprägt von Gräsern und Doldenblütlern
– Wiese wird bis zu sechsmal im Jahr gemäht
– Regelmäßige und starke Düngung

Feuchtwiese
– Besonders artenreich
– Wächst auch feuchten Böden, besonders im Bereich von Seen, Senken und in Flusstälern
– Dieser Typ ist geprägt von Gräsern, Seggen, Binsen und krautigen Pflanzen
– Wiese wird rund zweimal im Jahr gemäht
– Eine Düngung findet kaum statt

Das Anlegen einer Feuchtwiese ist schwieriger, als eine Mager- bzw. Fettwiese, da diese keinen normalen Gartenboden verträgt. Dieser muss mit großem Aufwand tief abgetragen und die entstandene Senke mit Lehm, Ton oder einem Sand-Erde-Gemisch verfüllt werden. Außerdem sind sonnige und trockene Standorte dafür kaum geeignet. Daher wollen wir uns beim Anlegen einer Wildwiese im Garten vor allem um die Magerwiese bzw. die Fettwiese kümmern.

Wildwiese
© cane Nicht nur Bienen und Hummeln finden Nahrung in einer Wildwiese, sondern auch Käfer, Schmetterlinge und Falter.

Wildwiese anlegen – Schritt für Schritt-Anleitung

Eines sollten Sie von vorneherein wissen: Das Anlegen einer Wildwiese nimmt etwas Zeit und Arbeit in Anspruch. Idealerweise existiert in Ihrem Garten noch keine Rasenfläche. Wenn doch, sollten Sie diese bis zur Grasnarbe entfernen. Warum? Herkömmliches Gras wächst relativ schnell und kann somit Wildpflanzen den Platz streitig machen und somit nicht richtig entwickeln lassen. Und so gehen Sie beim Anlegen einer Wildwiese vor:

  1. Der Boden sollte auf eine Tiefe von mindestens 10 Zentimetern umgegraben werden. Entfernen Sie dabei auch Wurzeln und Wurzelreste.
  2. Sofern Sie planen, eine Magerwiese zu säen, muss der Boden abgemagert werden, das heißt, Sie müssen dafür sorgen, dass er stickstoffarm wird. Dazu wird in die Gartenerde Sand untergemischt.
  3. Testen Sie den Boden vorher auf den pH-Wert. Ist der Boden sauer, mischen Sie Kalk bei. Der pH-Wert sollte über 6,5 liegen.
  4. Nun sollten Sie die Fläche mit der Harke abflachen, damit die Erdkrume besonders fein ist.

Sofern Sie die Wiese dort säen wollen, wo kaum Sonne hinkommt, sollten Sie darauf verzichten, denn eine Wildwiese braucht viel Sonne, um blütenreich zu wachsen.

Kornblumen in Wildwiese
© cane Die Kornblume ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein guter Pollenlieferant.

Wildwiese anlegen – so wird gesät

Jetzt geht es zur Aussaat der Wildwiese. Dabei müssen Sie zwei Punkte wissen. Zum einen sind die meisten Wildpflanzen Lichtkeimer und gleichzeitig auch Kaltkeimer. Das bedeutet, dass sie Licht und auch eine längere Kälteperiode brauchen, um zu keimen. Idealerweise säen Sie eine Wildwiese deshalb im Herbst. Es ist aber auch immer wieder zu lesen, dass man Wildwiesen auch im Frühling säen kann. Das ist natürlich auch möglich, allerdings nur dann, wenn tatsächlich noch kältere Tage erwartet werden. Bedecken Sie die Samen nicht mit Erde, sondern drücken Sie diese nur leicht an, damit sie auch keimen können.

  1. Am besten ist es, wenn die Samen mit einer Streuhilfe, beispielsweise mit Sand, vermischt werden, um die gleichmäßige Aussaat zu vereinfachen.
  2. Streuen Sie die Samen nun breitwürfig aus.
  3. Zum Andrücken der Samen verwenden Sie eine Egge. Alternativ können Sie die Samen auch festtreten. Bei größeren Flächen empfiehlt es sich, Bretter auszulegen, um die Samen festzudrücken.
  4. Wie beim herkömmlichen Rasen auch, so möchte es auch die Wildwiese feucht – regelmäßig gießen nicht vergessen.

Wildwiese anlegen – die Pflege

Eine Wildwiese möchte in Ruhe wachsen können. Daher ist das Pflegen selbiger relativ einfach. Stellen Sie sich vor: Wildwiesen in der freien Natur wachsen auch ungestört vor sich hin. Dennoch sollte man bei der Wildwiese im Garten hin und wieder Hand anlegen.

  • Eine Wildwiese mähen Sie nur einmal, maximal zweimal im Jahr. Denn wird sie öfter gemäht, verwandelt sich die Magerwiese in eine Fettwiese, es verschwinden somit immer mehr Wiesenblumen, da der Boden Nährstoffe verliert.
  • Der ideale Zeitpunkt, eine Wildwiese zu mähen, ist der Herbst. Sofern die Fläche nicht allzu groß ist, können Sie die Wiese auch mit der Sense bearbeiten. Das Schnittgut sollten Sie ein paar Tage liegen lassen, so können sich die Pflanzen selbst aussäen.
  • Sobald es im Frühling frostfrei ist, wird die Wildwiese umgegraben. Auch so wird die Artenvielfalt gefördert und übermäßiger Gräserwuchs verhindert.
  • Sofern Sie nicht umgraben, kann es passieren, dass immer mehr Unkraut wuchert und andere Blumen verdrängt. Spätestens dann ist an ein Umgraben zu denken.
  • Bis eine Wildwiese so geworden ist, wie Sie sich das vorstellen, können gut drei Jahre vergehen – also etwas Geduld mitbringen.

Den Rest des Jahres bleibt eine Wildwiese unberührt. Auch gegossen werden muss sie lediglich bei sehr langen Trockenperioden. Erfreuen Sie sich an der Artenvielfalt der Pflanzen und dem Tierreichtum – Sie werden es nicht bereuen.

Wildwiese
© cane Eine große Auswahl an Wildblumen lockt die verschiedensten Insekten an, was den insektenfressenden Tieren zugute kommt.

Bilder: © cane