Fast könnte man meinen, dass die Pflanzenveredelung etwas mit Medizin zu tun hat, wenn hier von Transplantation eines Pflanzenteils die Rede ist. Prinzipiell ist es aber genau das, was beim Pflanzen veredeln passiert. Es wird ein Teil einer Pflanze auf einen anderen Teil aufgebracht. Hört sich einfach an, ist in der Praxis auch nicht besonders schwer, ob das Resultat allerdings dann auch so wird, wie man sich das vorstellt, steht auf einem anderen Blatt. Eine Garantie kann natürlich niemand geben – wie in der Medizin eben auch.
Wann eine Pflanzenveredelung sinnvoll ist
Zuerst muss einmal folgendes geklärt werden: Das Pflanzen veredeln hat nichts mit der Züchtung neuer Pflanzen zu tun, kann in deren Folge allerdings angewendet werden. Unter einer Pflanzenveredelung versteht man die künstliche vegetative Vermehrung von Pflanzen, die verholzt sind. Dazu gehören Bäume ebenso, wie verschiedene Arten von Gemüsepflanzen und noch so einiges mehr. Der Fachmann spricht hier von Nacktsamern und zweikeimblättrigen Pflanzen, denn ausschließlich diese Pflanzenarten können auch veredelt werden. Wer veredelt, der erschafft sozusagen Klone von der Ursprungsart.
Der Hauptgrund ist, die Pflanze selbst und dadurch deren Eigenschaften zu erhalten. So gibt es noch heute Apfelsorten, die ein biblisches Alter von 500 Jahren erreicht haben. Bei der natürlichen Vermehrung werden Eigenschaften, die eine Pflanze hat, zwar auch weitergereicht, allerdings in abgeschwächter oder verkümmerter Weise. Das heißt, dass gerade die positiven Eigenschaften so verloren gehen können. Bei einer Veredelung bleiben diese aber erhalten.
Nun kommt wieder die Züchtung ins Spiel. Wenn man beispielsweise eine neue Sorte Obst oder Gemüse züchtet, die ganz besonders schmackhaft oder reichhaltig ist, dann kann man deren Eigenschaften eben nur durch eine Veredelung erhalten.
Weitere Gründe für die Pflanzenveredelung
Da es auch viele Pflanzen gibt, die für die Stammbildung zu lange brauchen oder dies gar nicht erst schaffen, werden diese auf bereits vorhandenen Stämmen veredelt. Der Verwandtschaftsgrad sollte bei beiden so nahe wie möglich sein, um einen entsprechenden Erfolg zu erhalten. Weiterhin ist es wichtig, dass der Edelreis, also der Pflanzenteil, der auf einen anderen aufgesetzt wird, frosthart ist und schnell wächst. Auch sollte er einen geraden Stamm bilden. Das Veredeln ist ebenfalls anzuraten, wenn der Edelreis den Boden nicht verträgt, wenn die Pflanze krankheitsanfällig ist und wenn das Wurzelwerk schwach ist und somit besonders leicht von Pilzen geschädigt werden kann.
In der Praxis kann das bei Ihnen so aussehen, dass Sie eine ganz besondere Obstart, vielleicht auch leckere Tomaten, Gurken oder Kürbisse haben, die sie erhalten möchten. Dann sollten Sie an eine Veredelung denken. Vielleicht haben Sie aber auch Pflanzen, die Sie schon von den Eltern oder den Großeltern vererbt bekommen haben und Sie möchten diese erhalten. Auch dann ist eine Pflanzenveredelung sinnvoll.
Somit ist die Frage „Warum Pflanzen veredeln“ beantwortet und Sie können sich ruhig mal daran versuchen.
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