Regrowing – Küchenabfälle wiederverwerten

Regrowing mit Lauch und Avocadoanzucht aus einem Samen

Lassen Sie uns heute mal über etwas berichten, das Sie vielleicht schon mal gehört, aber vermutlich noch nicht ausprobiert haben. Vorweg: Wenn Sie Gemüse kaufen und in der Küche verarbeiten, was machen Sie dann mit den Gemüseresten? Vermutlich – wie die meisten – ab in die Biotonne oder auf den Kompost. Das aber geht auch anders, denn die Gemüseabfälle lassen sich wiederverwerten. Regrowing nennt man das auch. Doch was ist Regrowing genau und wie funktioniert es?

Regrowing – neues Gemüse aus Abfällen

Regrowing heißt auf Deutsch „nachwachsen“. Das bedeutet, dass Sie aus Gemüseresten neue Pflanzen ziehen können. Und das ist auch das Prinzip von Regrowing. Wir alle wissen, dass beim Verwerten von Gemüse Abfälle anfallen, die nicht mit ins Essen gelangen. Der Strunk von Karotten zum Beispiel, von Staudensellerie, von Wurzelpetersilie, von Knollensellerie oder auch von Lauch. All diese Dinge schneiden wir ab und werfen sie in der Regel weg. Nachdem Sie diesen Artikel gelesen haben, ändern Sie vielleicht Ihr Verhalten und verwerten die Gemüsereste wieder. Erwarten Sie aber bitte nicht, dass aus einem Gemüserest eine komplett neue Pflanze entsteht – dem ist nicht so. Dennoch können Sie die nachwachsenden Teile verwenden und so den Resten noch einen Sinn geben.

Regrowing von Kohl
© Vbaleha | Dreamstime.com (#173115999 – Green young cabbage in the ground. Home cultivation) Kohl eignet sich ebenfalls für das Regrowing von Gemüseresten.

Welche Gemüsesorten kann man für das Regrowing verwenden?

Dem Glauben, es könnte jedes Gemüse für das Regrowing verwendet werden, müssen wir leider widersprechen. Welches Gemüse eignet sich also für Regrowing?

  • Beim Wurzelgemüse sind das zum Beispiel Karotten, Knollensellerie, Wurzelpetersilie, Pastinaken, Ingwer und Rettich.
  • Beim Blatt- und Kohlgemüse können Sie es mit Staudensellerie, Chinakohl, Mangold, Fenchel und Pak Choi probieren.
  • Beim Lauchgemüse bieten sich Porree, Zwiebeln, Knoblauch und Lauchzwiebeln an.
  • Beim Salat ist es vor allem der Romana, der sich am besten eignet. Aber auch Eichblattsoalat oder Pflücksalat wie Lollo Rosso. Lollo Biondo oder der Amerikanische Braune eignen sich dafür.

Vor allem Fruchtgemüse kann durch das Regrowing nicht nachwachsen, da die Früchte oberirdisch wachsen und aus Blüten entstehen. Ungeeignete Gemüsesorten sind daher:

  • Tomaten
  • Kürbisse
  • Melonen
  • Paprika
  • Chili
  • Zucchini
  • Gurken
  • Avocados
  • Auberginen
  • Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen und Kichererbsen

Welche Gemüsereste werden beim Regrowing verwendet?

Strunk und Herz – um es kurz und knapp zu sagen. Beim Wurzelgemüse, beim Lauchgemüse und beim Blatt- und Kohlgemüse verwenden Sie den Strunk, also das „dicke Ende“, der Teil, an dem die Triebe wachsen. Dieser Teil sollte zwischen 3 und 5 Zentimeter lang sein. Bei Salatgewächsen wird das Salatherz verwendet, das mit den inneren Blättern genutzt wird. Die äußeren können Sie also abernten und verwenden. Die restlichen Teile des Gemüses können Sie wie gewohnt zum Kochen nutzen.

Wie funktioniert Regrowing?

Die nächsten Schritte sind im Prinzip bei jeder Gemüsesorte gleich. Wichtig sind dabei aber der Standort der neuen Pflanze und auch die Pflege:

  1. Im ersten Schritt wird der Strunk bzw. das Herz in ein Glas oder eine Schale mit Wasser gestellt. Das Wasser muss täglich gewechselt werden.
  2. Der Standort sollte hell und warm sein.
  3. Schon nach kurzer Zeit können Sie beobachten, wie die Stile bzw. Blätter zu wachsen beginnen.
  4. Parallel dazu bilden sich kleine Wurzeln. Wenn diese – nach etwa zwei Wochen – rund einen Zentimeter lang sind, muss die Pflanze in einen Topf mit Erde umsiedeln. Der Grund ist einfach: das Wasser bietet den Pflanzen nicht ausreichend Nährstoffe, um weiter wachsen zu können. Alternativ können Sie die Pflanzen natürlich auch direkt ins Gemüsebeet setzen.
  5. Der Blumentopf sollte einen hellen und warmen Standort, idealerweise auf dem Fensterbrett, erhalten.
  6. Gießen Sie regelmäßig und beobachten Sie, wie die Stile bzw. Blätter immer größer werden.

Regrowing – Zeit für die Ernte

Gleich vorweg: Erwarten Sie bitte keine Wunder vom Regrowing. Auch wenn aus dem Strunk bzw. Herzen Neues nachwächst und Sie Ihr neues Gemüse hegen und pflegen, wird es nie eine ganze Pflanze sein. Beim Lauch oder auch beim Staudensellerie sind es die Stile, die Sie – wie sonst auch – ernten und als Gemüse verwenden können. In der Regel werden diese nie so groß, wie die Originalpflanze. Achtung: Beim Lauchgemüse und auch beim Wurzelgemüse möchte die Pflanze, sobald das Grün nachwächst, Blüten und Samen bilden. Das gilt es zu unterbinden. Schneiden Sie daher das Grün ab, bevor die Pflanze zu schießen beginnt.

Regrowing mit Sellerie
© Julia Nielsen | Dreamstime.com (#59349191 – Growing root celery) Beim Knollensellerie kann das Blattgrün verwendet werden.

Beim Salat sind es meist nur sehr kleine und relativ wenige Blätter. Dafür sind diese sehr zart und weich. Achtung: Da im Handel oft Salat verkauft wird, bei dem die Herzen relativ kurz abgeschnitten sind, kann es passieren, dass daraus keine neuen Blätter mehr wachsen. Bei Wurzelgemüse wie Karotten oder Knollensellerie wächst nur das Blattgrün nach. Das können Sie wie gewohnt zum Würzen oder zum Verfeinern verwenden. Die Wurzel dagegen wächst nicht nach.

Regrowing – Aufwand vs. Ertrag

Wie schon erwähnt: Wunder darf keiner erwarten, aber die ein oder andere Ernte ist auf jeden Fall drin. Da jede Pflanze einen eigenen Topf bzw. ausreichend Platz im Gemüsebeet braucht, ist somit der Platzbedarf sehr groß. Zwar hält sich der Aufwand in Grenzen – je nachdem, wie viel Sie beim Regrowing nachwachsen lassen – trotzdem ist der Ertrag im Verhältnis zum Aufwand dann doch eher gering. Unser Tipp: Probieren Sie einzelne Gemüsesorten, die Sie oft verwenden, einfach mal aus und testen Sie, ob und wie es klappt.

Anmerkung zum Schluss: Oftmals wird der Begriff Regrowing auch für die Nachzucht durch Samenaussaat, wie bei Tomaten, oder durch Stecklinge, wie bei Kräutern, verwendet. Das aber ist faktisch falsch, da es sich hierbei um neue Pflanzen handelt. Beim Regrowing wachsen aber keine komplett neuen Pflanzen nach, daher haben wir Gemüsesorten, bei denen dies nicht funktioniert, in die Liste der ungeeigneten Pflanzen mit aufgenommen.

Bilder: großes Bild ganz oben: © Mehriban Aliyeva | Dreamstime.com (#180476853 – Growing green onions scallions from scraps and avocado from seed in water);
kleines Bild: © Vbaleha | Dreamstime.com (#173115999 – Green young cabbage in the ground. Home cultivation);
großes Bild unten: © Julia Nielsen | Dreamstime.com (#59349191 – Growing root celery)