„Nein, ein Gartenzwerg kommt mir nicht in den Garten!“ Klare Ansage meiner besseren Hälfte. Das war vor vier Jahren. Heute stehen drei Gartenzwerge in unserem Garten. Ich habe mich durchgesetzt! Aber auch nur deshalb, weil wir Gartenzwerge gefunden haben, die auch der besseren Hälfte gefallen. Die gewöhnlichen Zwerge mit Schubkarren, Laterne oder Angel in der Hand sind tatsächlich etwas altbacken und wohl längst aus der Mode. Anders sieht es bei Gartenzwergen aus, die ein Messer im Rücken haben, die Hose runterlassen oder den Stinkefinger gen Himmel recken. Und, hatten Sie auch schon eine solche Diskussion?
Gartenzwerge: über Geschmack lässt sich streiten
Wie bei vielen anderen Dingen, so kann man darüber vortrefflich streiten, ob einem ein Gartenzwerg nun gefällt oder nicht. Gartenzwerge sind dabei keine Erfindung der Neuzeit, die Zwerge gab es bereits im 17. Jahrhundert. Damals noch aus Stein und Marmor, zierten sie viele Schlossgärten. Selbst bei Johann Wolfgang von Goethe tauchten die Zwerge auf. Ab dem 19. Jahrhundert hielten die Zwerge dann Einzug in die Gärten. England, Deutschland, Österreich und die Schweiz waren Vorreiter – von hieraus eroberten die Gartenzwerge viele weitere Länder.
Auch wenn Sie dann im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals nur noch bei der älteren Bevölkerung zu finden waren und als spießbürgerlich galten, erlebten die Zwerge in den 1990er Jahren so langsam ihre Renaissance. Vor allem lustige Gartenzwerge hatten es den Gartenbesitzern angetan.
Da wurden plötzlich Gartenzwerge salonfähig, die splitterfasernackt im Rosenbeet stehen oder dem Nachbarn den blanken Hintern hinrecken. Was dem einen gefällt, bringt den anderen auf die Palme. So echauffieren sich immer wieder Nachbarn, weil der Gegenüber den Zwerg so aufstellte, dass der Stinkefinger in Richtung des Nachbarn zeigte. Was für ein Skandal! Doch beim Echauffieren blieb es in so manchem Fall nicht. Damit mussten sich sogar schon die Gerichte befassen.
In der Regel sind solche Zwerge nicht problematisch – wenn man ein intaktes Nachbarschaftsverhältnis hat und sich niemand daran stört. Es gibt aber auch Fälle, da prozessieren Nachbarn eben wegen dieser Zwerge. Der eine fühlt sich vom anderen verunglimpft und durch Gesten wie der heruntergelassenen Hose, dem Stinkefinger oder einem erhängten Gartenzwerg in seiner Ehre gekränkt. Und die Richter gaben dem Kläger Recht! Die Zwerge mussten weg. Hier sollten Sie also ein wenig Vorsicht walten lassen, wenn es mit den Nachbarn eh nicht so gut klappt.
Zu den lustigen und außergewöhnlichen Zwergen gehören auch Politikerzwerge – der neueste Trend aber sind Zombie-Gartenzwerge. Von altbacken kann da nun keine Rede mehr sein.
Gartenzwerge – Markenzeichen: rote Zipfelmütze
Warum man sich Zwerge in den Garten gestellt hat, darüber streiten sich die Experten. Glauben die einen, dass sich die Menschen an diesen kleinen Zwergen amüsieren wollten, sagen andere, dass sie – ähnlich wie Gargoyles (Gartendrachen) das Grundstück beschützen sollten. Vielleicht fanden es die Menschen aber auch einfach nur schön. So wie heute eben. Ein bisschen Abwechslung kann ja nicht schaden. Und pflegeleicht sind die kleinen Rotmützen auch – Gartenzwerge reinigen ist höchstens einmal im Jahr nötig. Wenn überhaupt.
Bilder: großes Bild: © meadow2007 – Fotolia.com (#43507873 – Garden gnomes);
kleines Bild: © giwreg – Fotolia.com (#51338749 – Obacht: Der Frühling kommt!)