Nachwuchs im Garten: die Pflanzenveredelung

Pflanzenverdelung an einem Obstbaum

Neben den herkömmlichen Arten der Vermehrung von Pflanzen (Samen, Ableger, Teilung etc.) ist auch die Pflanzenveredelung eine Möglichkeit, mehr aus seinen bestehenden Pflanzen zu machen. Hierbei gilt es allerdings einiges zu beachten, denn eine Veredelung ist nicht mit jeder Pflanze möglich und funktioniert auch nicht immer so einfach, wie sich das anhört.

Für das Pflanzen veredeln stehen ausschließlich Nacktsamer und zweikeimblättrige Pflanzen zur Verfügung. Mit allen anderen Pflanzen funktioniert dies nicht. Zu den Nacktsamern zählen beispielsweise Palmfarne, Nadelhölzer und auch Ginkgopflanzen. Bei den zweikeimblättrigen Pflanzen sind zum Beispiel Laubbäume wie die Buche, die Birke und die Pappel zu finden, aber auch diverse Fruchtbäume wie Apfel, Birne oder Pflaume. Ebenso können Gurken, Kürbisse oder Tomaten veredelt werden.

Pflanzen werden bereits seit der Antike veredelt. Wie die Veredelung entstanden ist, das ist allerdings nicht bekannt. Seit dem Mittelalter ist diese Technik dann auch in Mitteleuropa eingeführt worden und wird bis heute praktiziert. Soviel zur Geschichte, nun zu den Techniken.

Pflanzenveredelung
© Snakexenzia | Dreamstime.com (#23988732 – Clip-on tree. Planting, cultivation) Die Pflanzenveredelung ist bereits seit der Antike bekannt.

Vom Anplatten bis zur Okulation

Veredelt werden kann sowohl während der Ruhezeit von Pflanzen, wie auch während der Vegetationsphase. Dabei gibt es unterschiedliche Techniken, die wir Ihnen kurz vorstellen möchten:

Zuerst wollen wir die Möglichkeiten während der Ruhezeit beleuchten: Das Anplatten oder auch Anschärfen wird verwendet, wenn die Unterlage ungleich größer ist als der Trieb, der auf diese gesetzt wird. Den Trieb nennt man auch Edelreis. Ein ähnliches Verfahren wird beim seitlichen Einspitzen, der sogenannten Geißfußveredelung angewendet. Beim Pfropfen, das vor allem bei Zier- und Obstbäumen angewandt wird, wird ein angespitzter Zweig auf den eingeschnittenen Stamm einer Jungpflanze gesteckt. Zu dieser Technik gehören das Lamellenpfropfen und das Spaltpfropfen. Weitere Veredelungsarten sind die Kopulation (wird nur von Baumschulen angewandt) und die Chip-Veredelung (ist in Deutschland eher unbekannt).

Während der Vegetationsphase kommen folgende vier Pflanzenveredelungen zum Einsatz: Das Dickrinden- und das Rindenpfropfen, das mit dem oben beschriebenen Pfropfen gleichgesetzt werden kann. Bei der Okulation wird lediglich eine ruhende Knospe des Edelreises verwendet, die in die Rinde der Unterlage eingesetzt wird. Die letzte Möglichkeit ist das Nicolieren, bei dem wie bei der Okulation verfahren wird, mit dem Unterschied, dass hier ein dritter Partner mit ins Spiel kommt, der eine Unverträglichkeit zwischen der Edelsorte und der Unterlage vermeiden soll.

Gründe für eine Veredelung

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, warum man überhaupt Pflanzen veredelt. Dies kann mehrere Gründe haben. Zum einen produzieren Pflanzen, die durch Bestäubung entstanden sind, sehr selten Nachfahren, die die gleichen Eigenschaften wie die Eltern haben. Möchte man diese jedoch erhalten, dann sollte an eine Veredelung gedacht werden. Weitere Gründe können sein: Unverträglichkeit des Edelreises zum Boden, ein zu schwaches Wurzelsystem oder auch eine Anfälligkeit für Krankheiten, die vor allem durch Pilze hervorgerufen werden. Im Übrigen kann durch eine Veredelung die neue Pflanze leistungsstärker und widerstandsfähiger gemacht werden. Nicht selten bringt sie somit mehr und weitaus größere Früchte hervor.

Ob das Zusammenwachsen gelingt, hängt stark davon ab, wie die Verwandtschaft der Unterlage mit dem Edelreis ist. Je enger die Verwandtschaft, umso wahrscheinlicher ist ein Erfolg. Allerdings können durch eine Pflanzenveredelung keine neuen Sorten gezüchtet werden.

Bilder: großes Bild ganz oben: © Syndy1 | Dreamstime.com (#121673269);
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