Immer wieder kann man sie erspähen: die Steinwüsten, die so mancher Gartenbesitzer meistens vor seinem Haus „angelegt“ hat. Wo in vielen Vorgärten bunte Blumen ein Augenschmaus sind, zieht auch ein Schottergarten die Blicke auf sich. Die meisten stehen davor und schütteln nur mit dem Kopf. Was man sich dabei gedacht hat, ist meist unverständlich. Schön ist das wohl nur in den Augen der Macher. Gerne wird das Anlegen eines Schottergartens mit architektonischer Gestaltung begründet. Dadurch sollen angeblich bauliche Kunstwerke hervorgehoben werden. Was ein Quatsch! Wir sagen es einfach mal ganz deutlich: Schottergärten braucht kein Mensch!
Bevor wir so richtig loslegen, vielleicht erst mal ein paar Worte zur Definition. Was ist eigentlich ein Schottergarten? Dabei handelt es sich um einen Garten oder einen Teilbereich, der als Hauptgestaltungmittel Schotter, Kies oder Splitt verwendet. Ganze Flächen sind damit ausgelegt, Wildwuchs findet nicht statt, wenn überhaupt, dann sind Pflanzen vorhanden, die akkurat geschnitten, nicht selten sogar in Blumenkübeln ihr Dasein fristen. Ab und an kann man auch „tolle“ Steinskulpturen erspähen, die in einer solchen Steinwüste natürlich besser zur Geltung kommen, als dort, wo Pflanzen womöglich die Blicke ablenken könnten. Aber vielleicht ist so ein Schottergarten auch nur typisch Deutsch, denn aufgeräumt ist es hier in jedem Fall.

Warum ein Schottergarten ein Frevel an der Natur ist
Eigentlich sollte man meinen, dass jeder, der einen Schottergarten und einen bepflanzten Garten vergleicht, die Unterschiede sieht. Doch es gibt immer noch Menschen, die meinen, einen Schottergarten anlegen zu müssen. Gut, dass hierbei in Städten und Gemeinden bereits ein Umdenken eingesetzt hat. Immer mehr verbieten Schottergärten bei Neu- und Umbauten nämlich, wie zum Beispiel die Stadt Erlangen. Als erstes Bundesland wird nun Baden-Württemberg ein Gesetz erlassen, in dem das Verbot von Schottergärten verankert ist.
Der größte Nachteil von Schottergärten sollte eigentlich auf der Hand liegen. Wo nur Steine und keine Pflanzen sind, halten sich auch keine Tiere und Insekten auf. Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Vögel, Käfer, Regenwürmer – all diese nützlichen Tiere machen verständlicherweise einen Bogen um solche Steinwüsten. Gerade in der heutigen Zeit, wo viele Insektenarten vom Aussterben bedroht sind – denken Sie nur an die Bedrohung der Bienen – sollte eigentlich jeder den Funken Verstand aufbringen, über Schottergärten erst gar nicht nachzudenken.
Weitere Nachteile von Schottergärten
Doch es gibt noch weitaus mehr Nachteile. Denn Schottergärten können auch Schäden verursachen:
- Nicht nur oberirdisch lebt hier nichts mehr, auch der Boden massiv geschädigt. Durch das Gewicht der Steine wird die Erde zusammengepresst. Dadurch kann Regenwasser nicht mehr richtig abfließen, der Boden kann vernässen. Gerade bei Starkregen kann der Boden aufgrund der Humusarmut das Wasser nicht halten. Die Folge: Es landet ungefiltert im Grundwasser.
- Da Steine nichts weiter können, als nur dumm dazuliegen, verschlechtern Schottergärten auch das Kleinklima. Im Sommer heizen sich die Steine auf, nicht selten entstehen hier Temperaturen um die 60 Grad. Pflanzen und Bäume, die Schatten spenden und für das Verdunsten von Feuchtigkeit zuständig sind, existieren hier nicht.
- Auch die Klimabilanz von Schottergärten ist schlecht. Steine müssen durch einen hohen Energieaufwand abgebaut, zerkleinert und transportiert werden. Das dadurch produzierte CO2 kann von einem Schottergarten nicht abgebaut werden. Anders, wenn der Vorgarten üppig mit Pflanzen versehen wurde.
- Da Schottergärten als versiegelte Flächen gelten, verlangen viele Kommunen eine Abwassergebühr. Das kann also auch ganz schön ins Geld gehen. Mal abgesehen von den hohen Kosten des Schotters selbst, der Formgehölze und der Skulpturen, die den Schottergarten „zieren“.

Pflegeleichter Schottergarten?
„Aber ein Schottergarten ist doch so pflegeleicht.“ Ein allgemeines Argument von Schottergarten-Besitzern, das aber völliger Humbug ist. Warum? Gut, ein Schottergarten macht vielleicht in der ersten Zeit keine Arbeit. Die Steine müssen nicht gegossen werden, Unkraut wird durch Unkrautvlies abgehalten zu wachsen und Rasen muss auch nicht gemäht werden. Doch jeder, der solche Steinhaufen vor der Haustüre haben will, soll sich im Klaren sein, dass die Arbeiten von Jahr zu Jahr zunehmen.
Auch das beste Unkrautvlies kann nicht verhindern, dass irgendwann Unkräuter durchkommen. Hinzu kommen die Samen, die durch den Wind zwischen die Steine geweht werden und dort – als Überlebenskünstler – Fuß fassen können. Wir garantieren Ihnen: spätestens im zweiten Jahr werden auch bei Ihnen die Unkräuter nur so sprießen. Und nicht zu vergessen das Herbstlaub, das jedes Jahr im ach so tollen Schottergarten landet. Das klemmt sich zwischen die feinen Steinchen – viel Spaß beim Herauspuhlen!
Schottergarten = Steingarten?
Immer wieder liest man von Steingärten oder auch Kiesgärten. Sind denn dann diese Gärten dasselbe wie ein Schottergarten und ebenso verpönt? Nein, denn diese beiden Gärten lassen sich nicht vergleichen. In einem Steingarten oder auch einem Kiesgarten überwiegen die Pflanzen. Steine und Kies sind ein Gestaltungselement und tragen sogar zur Bodenverbesserung bei. Achten Sie beim Spazierengehen einfach mal auf Ackerböden. Auch dort werden Sie zahlreiche Steine finden. Sofern sich also zwischen den Steinen genügend Pflanzen befinden, die für ein Gleichgewicht der Natur sorgen, ist alles in Ordnung. Somit ist klar, dass ein Steingarten überhaupt nichts mit einem Schottergarten zu tun hat.

Alternativen zu Schottergärten
OK, Sie haben wenig Zeit oder auch keine Lust, sich um einen Garten zu kümmern. Dennoch gibt es Alternativen zu Schottergärten, die optisch um ein Vielfaches besser aussehen und vor allem der Umwelt nicht schaden.
- Um sich das Unkrautjäten zu sparen, braucht es keine lebensfeindliche Schotterschicht, hier können Sie getrost mit Rindenmulch arbeiten. Klar kommt hier auch ab und an ein Unkraut durch, aber das ist wohl zu verschmerzen. Mulch tut dem Boden gut und sieht um einiges schöner aus.
- Auch Bodendecker unterdrücken die Unkrautbildung. Sie verbreiten sich selbstständig und decken den Boden mit einem Blätter- und Blütenteppich zu. Anderen gepflanzten Stauden oder Gewächsen machen Bodendecker nichts aus.
- Auch Kies ist kein Problem. Nehmen Sie dazu aber feinkörnigen Kies oder auch feinen Kalksplitt. Dazwischen werden typische Steingartenpflanzen gesetzt, wie Hauswurze, Enzian, Grasnelken, Thymian, Aloe Vera, Blauschwingel oder auch die Zwergkiefer. Achten Sie darauf, dass ein solcher Kiesgarten genügend Sonne bekommt. Kiesbeete im Schatten machen keinen Sinn.
- Liegt Ihr Garten im Schatten, dann sollten Sie Sträucher pflanzen. Auch diese sind pflegeleicht und können sogar unterpflanzt werden, wie etwa mit Schlüsselblumen, Schneeglöckchen oder Waldmeister.
- Rasen ist besser als jeder Steinhaufen. Und wenn Sie so gar keine Ideen haben, dann säen Sie Rasen aus, den Sie nur ab und zu mähen müssen. Vielleicht verwenden Sie einen Teil davon auch als Wildblumenwiese – die Tiere wird es freuen.
Und sind wir doch mal ehrlich – jede dieser Varianten sieht doch um ein Vielfaches besser aus als eine hässlicher, grauer und lebloser Schottergarten.
Bilder: © cane