Die Qual der Wahl: Der passende Dünger für den Garten

Wieder einmal war es an der Zeit, dass sich Lennard und Yannick an ihrem angestammten Platz am Gartenzaun auf das eine oder andere Bier und natürlich auf ein gutes Gespräch trafen. Viel zu lang war das letzte schon her. Erst war Yannick krank, dann war das Wetter schlecht und schließlich fuhr Lennard in den Urlaub. Jetzt waren beide wieder daheim und da war es keine Frage, dass sie sich mit einem Fläschchen Bölkstoff am Gartenzaun trafen. Nachdem Lennard ausführlich über seinen Urlaub in Italien berichtet hatte, kam Yannick auch relativ schnell auf das zu sprechen, was ihn schon seit Wochen unter den Nägeln brannte – naja, ein Problem gab es irgendwie immer …

„Lennard, ich brauch mal Deine Hilfe. Ich hab in der letzten Zeit viel über Dünger und vor allem das richtige Düngen im Garten gelesen. Das war aber so viel Input, dass ich leicht den Überblick verloren hab. Kannst Du mir da ein bisschen unterstützend zur Seite stehen?“ Natürlich konnte Lennard, was für eine Frage.

Kompost – der wohl umweltfreundlichste Dünger

„Du hast recht“, begann Lennard zu erzählen, „es gibt eine Menge Dünger und man sollte schon genau hinsehen, welchen man nimmt. Aber lass uns einfach mal sehen, was möglich ist.“ „Bei dir weiß ich ja schon, was du verwendest. Du hast hinten im Eck ja einen Komposthaufen stehen“, hakte Yannick ein. „Genau, den kennste ja schon. Wenn Du vorhast, auch so einen anzulegen, dann hast du eigentlich alles, was du brauchst – und deine Bioabfälle müssen auch nicht mehr in die Tonne. Alles darf natürlich nicht drauf, zum Beispiel darfst du keine Fleisch- oder Wurstreste auf den Kompost werfen. Gemüse, Obst, Gras, Pflanzenabschnitte, all sowas kommt da drauf.“ „Auch benutzte Kaffeefilter“, warf Yannick ein und zeigte schon relativ vorwurfsvoll mit dem Finger Richtung Terrasse, auf der es sich gerade seine Frau Silke mit ihrer gefühlten zehnten Tasse Kaffee gemütlich machte. „Genau“, lachte Lennard, „die dürfen da auch drauf.“

Lernnard fuhr fort: „Der Kompost ist auch sehr leicht herzustellen. Allerdings kannst du ihn nicht gleich verwenden, sondern musst mindestens ein Jahr warten, bis er reif ist. Ansonsten hast du kaum Arbeit damit und der Dünger liefert viel Stickstoff, Phosphor und Kalium. Dann kommt es beim Düngen aber auf den Bedarf der Pflanzen an.“

„Ab und zu riecht es aus deiner Richtung recht streng“, unterbrach Yannick seinen Freund. „Ist das auch der Kompost?“ Lennard lachte: „Nein, und auch ich bin das nicht, sondern das ist der Dung, den ich mir einmal im Jahr vom Bauern hole. Das ist schlicht und einfach Kuhmist, der den Pflanzen besonders gut tut.“ „Nur einmal im Jahr? Ist das nicht sehr wenig?“ „Das ist sogar recht viel. Es würde auch einmal in zwei oder drei Jahren reichen, weil der Stickstoff im Dung nur sehr langsam freigesetzt wird. Aber ich will ja auch, dass dein Näschen was davon hat“, lachte Lennard.

Weitere Dünger aus der Umwelt

Yannick rümpfte die Nase: „Geht es auch ein wenig unaufdringlicher?“ „Schon“, Lennard nahm einen tiefen Schluck aus der Bierflasche und setzte zu einer weiteren Erklärung an. „Du könntest zum Beispiel auch Brennnesseljauche nutzen. Brennnesseln gibt es ja im Überfluss. Einfach sammeln, über mehrere Wochen und nach genauer Anleitung die Jauche ansetzen und dann die Pflanzen damit versorgen. Ist ein wenig aufwändiger aber wirkt auch. OK, und es stinkt auch.“ „Mmmh“, warf Yannick ein, „was hättest du denn noch im Angebot?“

„Wie wäre es mit Hornspänen?“ „Kenn ich nicht“, sagte Yannick. „Ich kenn nur Sägespäne, aber die kannste ja wohl nicht meinen, oder?“ Lennard lächelte: „Nein! Hornspäne oder Hornmehl sind die Rückstände von Schlachttieren. Die Hörner werden klein gemahlen und die kannste dann auch als Dünger verwenden. Sind sehr stickstoffhaltig und sollten schon im Herbst ausgebracht werden, denn bis die Späne wirken können, dauert es bis zu drei Monaten. Da der Stickstoff organisch gebunden ist, wird er im Übrigen auch nicht ausgewaschen. Also auch eine gute Methode zu düngen.“ „Das hört sich in der Tat gut an“, entgegnete Yannick und setzte die Hornspäne auf seine geistige Liste.

Dünger – auch chemisch geht’s

„Auch wenn es vermutlich eh nix für dich ist und ich auch Abstand davon nehmen würde, ansprechen möchte ich es trotzdem. Es gibt natürlich auch Kunstdünger, aber wir wissen ja alle, die müssen nicht sein.“ „Da hast du recht“, pflichtete Yannick seinem Freund bei. „Der bekannteste ist wohl das Blaukorn. Das ist eine Mischung aus Nitrat, Kalium und Phosphat. Gerade der Phosphatgehalt ist da relativ hoch. Da viele Böden den Nährstoff bunkern, sind sie damit also überversorgt. Hinzu kommt, dass ein Großteil des Nitrats von den Pflanzen gar nicht aufgenommen werden kann und nutzlos im Boden versickert. Und leidtragend ist dann natürlich das Grundwasser. Also am besten gar nicht weiter darüber nachdenken, vor allem, weil es genügend bessere Alternativen gibt.“

Yannick nickte zustimmend und bedankte sich bei seinem Gartenzaunfreund: „Lennard, wenn ich dich nicht hätte. Ich denke, ich versuche es heuer und nächstes Jahr mal mit Hornspänen und werde mir dann überlegen, auch einen Kompost anzulegen. Dazu muss ich mir aber noch überlegen, wo. Aber das soll mich heute nicht belasten. Jetzt danke ich dir erst mal und hol uns noch ein Fläschchen, ok?“ Da konnte Lennard einfach nicht widersprechen.

Text: Holger Schossig